Erosionsschutzstreifen - Umsetzung und Wirkungen
2024
Scholz, Julia
allemand. Im Rahmen der laufenden Bewertung des NRW-Programms Ländlicher Raum 2014 bis 2022 wurde die Fördermaßnahme Erosionsschutzstreifen evaluiert. Die Fördermaßnahme ist eine der Streifenmaßnahmen in dem Förderprogramm und zielt insbesondere auf den Bodenschutz (Schwerpunktbereich [SPB] 4B). Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse zusammengefasst und bewertet. Die Bewertung stützt sich auf die Auswertung von Förderdaten aus dem Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystem (InVeKoS-Förderdaten), Antragsunterlagen, Berechnungen des potenziellen Bodenabtrags mithilfe der Allgemeinen Bodenabtragsgleichung (ABAG) sowie einer Befragung der Zuwendungsempfänger:innen (ZWE), die eine Förderung von Erosionsschutzstreifen erhielten. Bei den Erosionsschutzstreifen handelt es sich um Grünstreifen, die auf erosionsgefährdeten Ackerflächen (AF) angelegt werden, um das Auftreten von Bodenerosion durch eine vollständige, dauerhafte Bodenbedeckung zu verhindern und dadurch einen verminderten Oberflächenabfluss zu erzielen. Die Erosionsschutzstreifen wurden in der Förderperiode (FP) 2014 bis 2022 angeboten und setzten das Angebot aus der vorausgegangenen FP bis 2013 fort. Der Förderhöchststand mit 66 ha wurde im Jahr 2021 erreicht (InVeKoS-Daten). Sie erreichten 2022 zusammen mit den Uferrandstreifen, der anderen Teilmaßnahme der Vorhabenart 10.1.4, eine Inanspruchnahme von 3.926 ha. Dies entsprach einer Zielerreichung, gemessen an dem Ziel des NRW-Programms Ländlicher Raum, von rund 56 % (Ziel: 7.000 ha). Bis Ende 2022 wurden insgesamt ca. 66 % der ursprünglich eingeplanten Fördermittel verausgabt. Eine Kombination der Erosionsschutzstreifen mit den Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) in Form von Brachen und Pufferstreifen auf denselben Flächen war förderrechtlich erlaubt und wurde auf 2,4 % der Förderfläche in Anspruch genommen. Im Fokus der Anlage der ÖVF, die aus Bodenschutzsicht durch die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) aufgewertet wurde, stand der Bodenschutz durch Erosionsschutz. Einige Betriebe legten beide Streifenmaßnahmen der Vorhabenart 10.1.4 auf ihren Flächen an. Dazu ergab die InVeKoS-Daten Auswertung für das Jahr 2020, dass knapp 58 % der Betriebe mit Erosionsschutzstreifen zusätzlich auf ihren Flächen auch Uferrandstreifen anlegten. Die Wirkung von Erosionsschutzstreifen hinsichtlich der Erosionsvermeidung aufgrund der Bodenbedeckung und der folgenden erhöhten Sediment- und Oberflächenwasserretention ist nicht nur in der Literatur vielfach belegt. Auch die ZWE bestätigten in der Befragung diese hohe Wirkung. Sie führten aus, dass ein Auftreten von Bodenabtrag auf den Flächen der Erosionsschutzstreifen (sogenannte Onsite-Schäden) und größtenteils auch auf den angrenzenden Schlägen verhindert werden konnte. Auch ein Austrag von Bodenmaterial von an Schutzstreifen angrenzenden Ackerschlägen in Gewässer (sogenannte Offsite-Schäden) konnte bei den Betrieben mit Erosions- und gleichzeitig Uferrandstreifen nicht beobachtet werden. Der mithilfe der ABAG berechnete potenziell durch die Erosionsschutzstreifen vermiedene Bodenabtrag auf den Flächen der Erosionsschutzstreifen gegenüber der natürlichen Erosionsgefährdung belief sich auf mindestens 1.049 t bis maximal 1.375 t. Dieser war auf die durchgängige Bodenbedeckung ähnlich dem Grünland zurückzuführen, was den Bedeckungs- und Bearbeitungsfaktor (C-Faktor) und damit den berechneten Bodenabtrag nahezu gleich null setzte. Darüber hinaus wirkten sich die Erosionsschutzstreifen auch auf die angrenzenden Ackerschläge erosionsmindernd aus, was einer erweiterten Wirkfläche von insgesamt 851 ha entsprach. Auf diesen Flächen kann von einer deutlich verminderten Erosion ausgegangen werden. Bei der Interpretation der Wirkungen ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der geringen Inanspruchnahme der Förderung nur eine vergleichsweise kleine Datengrundlage von 56 ha und 45 Betrieben zugrunde gelegt werden konnte. Aufgrund der durchgängigen hohen Bodenbedeckung, einer intensiven Durchwurzelung und des ungestörten Bodenregimes leisten die Erosionsschutzstreifen zusätzlich einen geringen Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung im Boden. Der Umfang der Kohlenstoffspeicherung ist v. a. von den pedogenen Bodeneigenschaften wie dem Tongehalt im Oberboden abhängig. Für die Laufzeit der Streifenmaßnahmen ergab dies mit einem von ähnlich wirkenden Maßnahmen abgeleiteten Wert von mindestens 0,3 t C/ha pro Jahr somit einen Eintrag von 17 t Kohlenstoff in den Boden. Allerdings sind die angegebenen Einsparungen nur als grobe Größeneinschätzung zu sehen. Es gibt bislang nur wenig einschlägige Literatur zum Kohlenstoffspeicherungspotenzial temporärer Grünstreifen, sodass auf Grünlandstudien zurückgegriffen werden musste. Mitnahmeeffekte bei dieser Förderung fallen gering aus, da die Förderauflagen so gestaltet waren, dass zur Teilnahme i. d. R. Anpassungen in der Bewirtschaftung notwendig wurden. Nach Aussagen der ZWE erfolgten Anpassungen wie z. B. Veränderung des Flächenzuschnitts oder Veränderung der Pflegemaßnahmen. Nur bei den Erosionsschutzstreifen, die in voller Länge entlang von Waldflächen lagen oder an Dauergrünland angrenzten, war der Mehrwert für den Erosionsschutz aufgrund der geringen Wirkung bzgl. der Verhinderung von Bodenerosion im Gegensatz zur Anlage im Feldblockinneren als gering einzustufen und als Mitnahme zu werten. Auch die Wirkung der Erosionsschutzstreifen auf bestehenden Begrünungen der AF ist als gering einzustufen. Die Erosionsschutzstreifen werden in der FP ab 2023 weiterhin als AUKM angeboten, allerdings mit veränderten Förderbedingungen v. a. hinsichtlich Streifenbreite, Pflege und Förderhöhe. Als Empfehlungen für die Zukunft ist eine Erhöhung der Mindestbreite auf zehn Meter und eine Begrenzung der Streifenanzahl pro Feldblock sinnvoll sowie das Beibehalten des frühen Einsaattermins vor dem 01.04. Von den Vorgaben für die Mindeststreifenbreite sollte durch die Beratung bei der Grundantragstellung im Einzelfall abgewichen werden dürfen. Für die obligatorische Mahd könnte eine Ausnahmeregelung mit Mulchen ergänzt werden, um im Einzelfall auf dem Hauptschlag auf hängigen, kleinen Flächen ohne Erosionsschutzstreifen das Entstehen von Erosion durch zusätzliche Befahrung zu vermeiden. Auch der Erhalt und Ausbau von Beratungsmöglichkeiten vor dem Hintergrund räumlicher Hotspots für Erosion (betriebsübergreifend) könnte den Schutz vor Erosion weiter stärken.
Afficher plus [+] Moins [-]anglais. As part of the ongoing evaluation of the "NRW Rural Areas Programme 2014 to 2022" (Rural Development Programme, RDP) the funding measure Erosionsschutzstreifen (erosion control strips) was evaluated. The funding measure is one of the strip measures in the RDP and is aimed in particular at soil protection (Schwerpunktbereich [SPB], priority area 4B). This report summarises and evaluates the results. The evaluation is based on the analysis of Integrated Administration and Control System (IACS) data, application documents, calculations of potential soil erosion using the Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG) (general soil erosion equation) and a survey of funding recipients (Zuwendungsempfänger:innen, ZWE) who received funding for erosion control strips. The erosion control strips are green strips that are created on arable land at risk of erosion in order to reduce the occurrence of soil erosion through complete, permanent soil cover and thus reduced surface runoff. The erosion control strips were offered in the 2014 to 2022 funding period and continued the offer from the previous funding period until 2013. The maximum funding level of 66 ha was reached in 2021 (IACS data). Together with the Uferrandstreifen (riparian strips), the other sub-measure of project type 10.1.4, they reached a utilisation of 3,926 ha in 2022. This corresponds to a target achievement of around 56 % (target: 7,000 ha) measured against the target of the RDP. By the end of 2022, a total of around 66 % of the originally planned funding had been spent. A combination of erosion control strips with ecological focus areas (EFA) in the form of fallow land and buffer strips on the same areas was permitted under subsidy law and was utilised on 2,4 % of the subsidised area. Soil protection through erosion control was the focus of the establishment of EFA, which were upgraded from a soil protection perspective by the agri-environmental and climate measures (AECM). Some farms established both strip measures of project type 10.1.4 on their land. The IACS data analysis for 2020 showed that almost 58 % of farms with erosion control strips also planted riparian strips on their land. The effect of erosion control strips in terms of erosion prevention due to soil cover and the subsequent increased sediment and surface water retention is not only widely documented in the literature. The funding recipients also confirmed this high impact in the survey. They stated that the occurrence of soil erosion on the areas of the erosion control strips (so-called onsite damage) and, for the most part, on the neighbouring fields could be prevented. The discharge of soil material from arable fields adjacent to protection strips into watercourses (offsite damage) was also not observed on farms with erosion control strips and riparian strips. The potential soil erosion avoided by the erosion control strips compared to the natural erosion risk on the areas of the erosion control strips, calculated with the help of ABAG, amounted to a minimum of 1,049 tonnes to a maximum of 1,375 tonnes. This was due to the continuous soil cover similar to grassland, which set the cover and tillage factor (C-factor) and thus the calculated soil loss almost to zero. In addition, the erosion control strips also had an erosion-reducing effect on the neighbouring arable fields, which corresponded to an extended effective area of 851 ha in total. A significant reduction in erosion can be assumed on these areas. When interpreting the effects, it must be taken into account that only a comparatively small data basis of 56 ha and 45 farms could be used due to the low utilisation of the subsidy. Due to the consistently high soil cover, intensive rooting and the undisturbed soil regime, the erosion control strips also make a small contribution to carbon storage in the soil. The extent of carbon storage is primarily dependent on pedogenic soil properties such as the clay content in the topsoil. For the duration of the strip measures, with a value of at least 0,3 tonnes of carbon per hectare per year derived from similar measures, this resulted in an input of 17 tonnes of carbon into the soil. However, the stated savings should only be seen as a rough estimate. To date, there is little relevant literature on the carbon storage potential of temporary grass strips, so it was necessary to fall back on grassland studies. The deadweight effects of this funding are low, as the funding conditions were designed in such a way that management adjustments were generally necessary for participation. According to the funding recipients, adjustments such as changes to the area cut or changes to the maintenance measures were made. Only in the case of the erosion control strips, which were located along the full length of forest areas or adjacent to permanent grassland, was the added value for erosion control to be classified as low due to the low effect in terms of preventing soil erosion in contrast to the creation in the interior of the field block and was to be considered a deadweight loss. The effect of the erosion control strips on existing green cover on arable land must also be classified as low. The erosion control strips will continue to be offered as AECM in the funding period from 2023, but with changed funding conditions, especially with regard to strip width, maintenance and funding level. Recommendations for the future include increasing the minimum width to ten metres and limiting the number of strips per field block, as well as maintaining the early sowing date before 1 April. It should be possible to deviate from the specifications for the minimum strip width on a case-by-case basis through consultation when submitting the basic application. An exemption rule for compulsory mowing could be supplemented with mulching in order to avoid the occurrence of erosion through additional driving on the main field on sloping, small areas without erosion control strips in individual cases. Maintaining and expanding advisory options against the background of spatial hot-spots for erosion (across farms) could also further strengthen protection against erosion.
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Editeur Johann Heinrich von Thünen-Institut
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