Erste pomologische Bestimmung der Birnensorten der Deutschen Genbank Obst
2023
德语. Die „Erste pomologische Bestimmung der Birnensorten der Deutschen Genbank Obst (DGO)“ wurde in den Jahren 2020 bis 2022 (Projektlaufzeit Mai 2020 bis Mai 2023) durchgeführt. Laut Auftrag sollten insgesamt 1.933 Akzessionen ausgewählter Birnensorten der DGO pomologisch überprüft und dokumentiert werden. Netzwerkverantwortliche Stelle für das Genbanknetzwerk Birne ist das Referat 215 (Obst) des Bundessortenamtes (BSA) in Wurzen. Die DGO-Birne umfasst insgesamt 8 Sammlungen in Deutschland: Bundessortenamt (Prüfstelle Wurzen); Hermann Cordes Baumschulen KG (Holm); Julius Kühn-Institut für Züchtungsforschung an Obst (Dresden); Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (Ravensburg); Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (Quedlinburg); Landwirtschaftliche Lehranstalt Triesdorf (Weidenbach); Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (Müncheberg); Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (Weinsberg). Die Sammlungen umfassen sowohl deutsche als auch internationale, alte und moderne Sorten sowie Lokal- und Regionalsorten. Die pomologische Bestimmung erfolgte unter Beteiligung von vier Pomologen und basierte auf der Auswertung der historischen und aktuellen Obstsorten-Literatur von ca. 170 Birnen-pomologien. Die Ergebnisse der molekulargenetischen Bestimmung (diese Untersuchung war nicht Bestandteil des Auftrages) wurden bei der Auswertung der pomologischen Bestimmung hinzugezogen. Die schriftliche Dokumentation der pomologischen Bestimmung erfolgte nach Vorgaben der netzwerkverantwortlichen Stelle in Form einer Tabelle. Für die fotografische Dokumentation wurde pro bestimmter Sorte jeweils ein Foto von repräsentativen Fruchtständen am Baum sowie von Einzelfrüchten auf dem Tisch und Samen auf einem neutralen Hintergrund angefertigt. Von den 1.933 Akzessionen konnten 1.420 (74%) bestimmt werden. 65 Akzessionen waren im Laufe der zweiten und dritten Bestimmungsperiode abgestorben, bzw. nicht existent. Abzüglich der abgestorbenen Bäume und den 141 Akzessionen, die im Laufe der drei Jahre nicht getragen haben, blieben 324 Akzessionen, die nicht bestimmt werden konnten (17%). Abhängig von der Sortenzusammensetzung der einzelnen Sammlungen (Anteil seltener Sorten und/oder Lokalsorten, Anteil Sorten mit Arbeitsnamen), aber auch bedingt durch unterschiedliche Standortbedingungen, Anbausysteme, Pflege und Witterungsverhältnissen schwankte der Anteil der sicher bestimmten Akzessionen deutlich (Cordes = ca. 34%; BSA = ca. 89%). Die Anzahl der sicher bestimmten Sorten belief sich abschließend auf 262. Ursprünglich wurden seitens der DGO-Birne 514 Sorten gemeldet, wobei die molekulargenetische Bestimmung im Nachhinein 425 Sorten unterschieden hat. Aus verschiedenen Gründen konnten nicht alle Akzessionen sicher bestimmt werden. 43% der unbestimmten Akzessionen waren als "pomologisch ungeklärt" einzustufen (kein Nachweis der Sorte in der pomologischen Literatur), bei 42% waren die Fruchtproben unzureichend (beschädigt, untypisch), wozu auch die Bäume ohne Behang gezählt wurden (27,5%). Bei ca. 14% erwies sich der gemeldete Name als falsch, ohne dass der richtige Name recherchiert werden konnte. Zusätzlich zu der schriftlichen Darstellung der Ergebnisse in Form der Abgabetabelle (Akzessionsliste) wurde eine Liste der sicher bestimmten Sorten, mit Angabe der wichtigsten Synonyme, Bemerkungen zu Herkunft und Entstehung, Literatur-referenzen und Verwendung erstellt. Im Zuge der Sortenprüfung konnten einige neue Erkenntnisse gewonnen werden, wie zum Beispiel die Unterscheidung der bisher häufig verwechselten, weil sehr ähnlichen Sorten Rote Bergamotte und Herbstbergamotte. Auch die Namensverwechslung zwischen Grüner Jagdbirne und Metzer Bratbirne konnte geklärt werden. Außerdem kann festgehalten werden, dass 120 der 262 bestimmten Sorten nur in 1-3 Akzessionen vorhanden waren. 62 Sorten werden in 4-6 Akzessionen, 38 Sorten in 7-9 Akzessionen, 42 Sorten in über 10 Akzessionen und 16 Sorten in 15-28 Akzessionen erhalten. Von den 262 in den Sammlungen der DGO Birne bestimmten Sorten waren ursprünglich nur 115 Sorten für die DGO Birne vorgesehen. Zusätzlich enthalten sind z. B. einige Neuzüchtungen ohne Bedeutung und verschiedene ausländische Sorten, die in Deutschland nie eine Bedeutung hatten. Es wurden weitere 68 Sorten für die Aufnahme in die DGO empfohlen. Darunter sind vor allem auch Lokal- und Regionalsorten sowie Mostbirnensorten. Dazu kommen noch weitere 69 Sorten die in keiner DGO Pflanzung stehen aber z.B. im „Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt“ des Pomologenvereins erhalten werden. Insgesamt würde sich damit eine Sortenzahl von 252 Sorten für die DGO Birne ergeben. Der Nutzen der erfolgten Sortenüberprüfung liegt vor allem in der nun erstmalig vorliegenden Liste sicher bestimmter Birnensorten. In der Kombination der gleichzeitig vorliegenden molekulargenetischen Daten können auch in Zukunft diese Sorten zweifelsfrei verifiziert werden. Eine Bedeutung kommt dieser Sortenprüfung auch im europäischen Vergleich zu. In vielen Ländern wurden inzwischen molekulargenetische Daten von Birnensorten erfasst und miteinander verglichen, allerdings teilweise ohne eine pomologische Bestimmung. Ein internationaler Abgleich der vorhanden molekulargenetischen Daten mit denen der DGO Birne wäre daher wünschenswert.
显示更多 [+] 显示较少 [-]AGROVOC关键词
书目信息
出版者 OpenAgrar Repository
ISSN 2025-0814